Thomas Sageder, 4975 Suben 41 - Austria

Über mich.... · Fahrzeuge · Nautisches · Downloads

Nautisches

Aquila
Delanta 80
Tipp´s
Wartung/Pflege
Rigg
Segel
Motor

Die Segel

Der eigentliche Antrieb unserer Schiffe. Sie haben kein leichtes Leben und verdiehnen wahrlich unsere Aufmerksamkeit!

Am Markt wird eine Vielzahl von verschiedenen Tüchern angeboten. Die absoluten Exoten aus Kohlefaser sollen hier unbeachtet bleiben. Das Zeug ist unverschämt teuer, aufwendig in der Handhabung und bleibt somit den Profis vorbehalten.  

Die meisten (Fahrten)Schiffe sind heute mit Dacron - Segel (=Polyesterfaser) ausgestattet. Je nach Tuchgewicht haben wir damit eigentlich sehr gutes und langlebiges Tuch. Doch auch hier gibt es grundsätzliches zu beachten!

  • Die Segel niemals an immer den gleichen Stellen falten. Hier ermüdet das Material schnell und kann brechen.
  • Soweit es möglich ist sollte zu starke Faltenbildung beim Zusammenlegen vermieden werden. Das Tuch "merkt" sich die Falten und altert so schneller! Wenn möglich sollte das Tuch gerollt werden.
  • Immer dafür Sorge tragen, dass das Tuch absolut trocken ist bevor es unter der Persenning oder in einem Segelsack verschwindet. Auch auf Dacron bilden sich sehr schnell häßliche Stockflecken!
  • Nach einem Schwerwettertörn auf See sollte auch das Salz entfernt werden. Auf keinen Fall das Tuch mit seiner "Salzkruste" zusammenlegen und für längere Zeit so lagern. Das Salz zieht die Feuchtigkeit aus der Luft und gibt sie direkt an unser Segel weiter.
  • Vermeidet unbedingt, dass die Segel länger killen als es z.B. in einem Manöver unbedingt nötig ist. Wie der Name "Killen" schon sagt bedeutet das Schlagen des Tuches seinen allzufrühen Tod.

 

Doch auch so manche "konstruktive" Gegebenheiten auf unseren Schiffen machen den Segeln das Leben schwer. Zum einen ist es das stehende Gut an dem das Tuch schamfielen kann, zum anderen ist es die mittlerweile weitverbreitete Untugend alles was aussieht wie ein Segel aufrollen zu wollen!

Gegen das Schamfielen können wir uns helfen. Nur kleine Anpassungen sind nötig um einem Segel von der Stange ein langes Leben zu ermöglichen. Betrachten wir einmal ein Großsegel. Mit wenigen sinnvollen Verstärkungen ist hier viel getan!

 

  • A: Verlauf der Want, auf der das Segel aufliegt. Die Verstärkungen, die dazu dienen sollen, das Schamfielen zu begrenzen, müssen lang genug sein, um auch ein gerefftes Segel zu schützen. Selbstklebende Dacronstreifen sind bei nahezu jedem Segelmacher zu haben und leicht aufzubringen.
  • B: Wenn ein Segel einreißt, ist fast immer heftiges Killen daran Schuld. Ausgehend vom Achterliek, reißt die Naht. Die höchstgelegenen Nähte sind die exponiertesten, denn das Oberteil des Segels killt während einer Wende bei frischem Wind am stärksten, auch wenn das Segel geborgen wird. Für die Art und Weise, wie die Verstärkungen angebracht werden, siehe Detailzeichnung.
  • C: Die Schothörner unterliegen bei gerefften Segeln enormen Beanspruchungen. Es  ist daher Zweckmäßig auch hier Verstärkungen anzubringen!

 

 

 

 

 

 

 

 

Detailzeichnung einer Doppelung B:

Verstärkung einer Bahn am Achterliek:

Die Anordnung als Dreiecksform sorgt dafür, dass die Randnähte nicht parallel mit Kette und Schuß verlaufen. Daher auf Dauer besserer Stand. Diese Verstärkungen werden z. B. von der Firma Raudaschl schon seit Jahren auf deren Segel angebracht.

 

 

 

 

 

Beim Vorsegel verhält es sich im Grunde nicht anders.

 

 

 

 

 

 

Die in Schwarz gehaltenen Stellen geben an, wo Verstärkungen erforderlich sind. Die Pfeile weisen auf die besonders gefährdeten Stellen hin. Außer den aufgenähten Verstärkungen am Ende jeder Bahn wie beim Großsegel ist es zweckmäßig, Verstärkungen bei jedem Stagreiter vorzunehmen. Bei Flaute und gleichzeitiger Dünung beschädigen die Stagreiter leicht das Tuch. Bei frischem Wind bewirkt der Zug auf die Stagreiter eines schlecht durchgesetzten Segels große Beanspruchungen rund um die Gatjen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei der Verwendung von Rollsegeln treten oft eine Vielzahl von Problemen auf. Auch wenn die Segler, die meiner Meinung sind offensichtlich immer weniger werden, manche von euch mich nun als antiquiert abstempeln, rate ich trotzdem jedem von der Verwendung dieser Dinger ab. Es gibt wohl kein System auf dem Markt das ich noch nicht gesegelt habe. Gleich vorab - Zufriedenstellend funktionierte KEINES, absolut keines!!!

Die Dinger sind ganz OK wenn man z.B. das Vorsegel bei Flaute oder bei wenig Wind weghaben will. Dann aber, wenn man sie wirklich braucht, nämlich zum Reffen bei stärker werdendem Wind versagen sie eigentlich alle. Da gibt es Systeme die das Tuch bei zunehmendem Druck erst gar nicht mehr wegrollen (eigentlich noch die "ehrlicheren"), und dann jene Systeme die zwar den Rollvorgang im Griff haben (...falls man(n) genug "Muckies" hat) die Segel aber durch das Aufrollen in einer Form hinterlassen, die mit der von einem Segel nichts mehr gemein hat.

Stellt euch doch einfach mal das Profil eines Segels vor. Die maximale Profiltiefe, wie überhaupt die ganze Form des Segels, werden doch vom Segelmacher anhand des Zuschnittes der einzelnen Bahnen vorgegeben. Wenn ich nun einen Teil dieses Profiles einfach wegnehme (...was anders machen  die Dinger ja nicht) stimmt das Profil plötzlich überhaupt nicht mehr mit dem vom Segelmacher geplantem überein. Das geht sogar soweit, dass irgendwann nur noch ein "Brett" übrigbleibt. Und ein Brett liefert bekanntermaßen nunmal keinen Vortrieb. Denkt nun mal an eine Legerwallsituation aus der ihr euch gerne freisegeln möchtet!!!!!

Darüberhinaus wird das Tuch durch diese "Behandlung" an vielen Stellen stark beansprucht die dafür aber gar nicht ausgelegt sind. Das Tuch überdehnt und geht so viel schneller kaputt!

Zugegeben, die Segelmacher reagieren alle auf den wachsenden Markt der Rollsegel, erfinden allerlei Kniffe um den ja bekannten Problemen abzuhelfen. Aber glaubt mir - bis jetzt hat die absolute Lösung noch keiner entdeckt!! - Auch wenn das der eine oder andere Betrieb von "seinem" System behauptet !

Ein wahres Schreckenszenario hat mir ein mir befreundeter Segler berichtet. Thema - eine weit verbreitete Großsegelreffanlage von Selden, installiert auf einer gecharterten Bavaria. Bei Bf. 7 aus Süd, See 4-5, mitten im ionischen Meer, blockierte plötzlich die im Mastprofil laufende Welle, um die das ganze Segel sich aufwickeln soll. Spätere Untersuchungen ergaben, dass diese vermutlich durch Materialermüdung, im unteren Bereich leicht einknickte, sodaß eine Drehbewegung nicht mehr möglich war. Nun stellt euch vor - ihr wollt weiter einreffen und das Ding bewegt sich keinen Milimeter. Da dieses Segel schon gerefft war konnte es auch nicht mehr geborgen werden! Was nun? Im geschilderten Fall übernahm Rassmus die Entscheidung und verwandelte das Großsegel in unregelmäßige, laut knatternde Streifen! Möge sich jeder seine eigenen Gedanken über solche Systeme machen. Bedenkt aber immer - Auf See sind wir nur auf uns gestellt. Allein unserem Geschick ist es überlassen uns mit der Natur zu verständigen. Und die Natur nimmt keine Rücksicht auf solch wahnwitzige Konstruktionen die im entscheidenden Moment ihren Dienst versagen!

 

Der einzige wahre Weg aus diesem Dilemma bedeutet für mich "Back to the Roots". Der klassische Segelwechsel ist und bleibt die beste Methode. Richtig angewendet ist es auch nicht so viel mehr Arbeit als z.B. die Maloche mit klemmenden Rolleinrichtungen. Und überhaupt - Segeln ist doch Sport oder?

Ich persönlich empfehle auf toppgetakelten Schiffen mindestens vier Vorsegel. Großsegel mit mind. 2 oder besser 3 Reffreihen. Mit dieser Kombination habe ich mit meinem Schiff (Delanta 80) schon Schwerwettertörns überstanden die so manch viel größerem Boot Respekt eingeflöst hätten. Und das Tollste - Auch nach so vielen Jahren funktioniert alles immer noch wie am ersten Tag!!

 

Meine Segelgarderobe und deren Einsatz auf Amwindkurs (...als Beispiel!)

  • Genua 1 (ca. 150 %) bis ca. 2 Bf
  • Genua 2 (ca. 120 %) von 3 - 4 Bf
  • Arbeitsfock (nicht überlappend) von 5 - 7 Bf
  • Bei Windstärken darüber helfen mir Gott, der Konstrukteur meines Schiffes und meine Sturmfock (4,5 m³)

 


 


Du bist hier: Startseite-Nautisches-Tipp´s-Segel

Seite davor: Rigg Nächste Seite: Motor