Die Segel
Der eigentliche Antrieb unserer Schiffe.
Sie haben kein leichtes Leben und verdiehnen wahrlich unsere
Aufmerksamkeit!
Am Markt wird eine Vielzahl von
verschiedenen Tüchern angeboten. Die absoluten Exoten aus Kohlefaser sollen hier
unbeachtet bleiben. Das Zeug ist unverschämt teuer, aufwendig in der Handhabung
und bleibt somit den Profis vorbehalten.
Die meisten (Fahrten)Schiffe sind heute
mit Dacron - Segel (=Polyesterfaser) ausgestattet. Je nach Tuchgewicht haben wir
damit eigentlich sehr gutes und langlebiges Tuch. Doch auch hier gibt
es grundsätzliches zu beachten!
-
Die Segel niemals an immer den
gleichen Stellen falten. Hier ermüdet das Material schnell und kann
brechen.
-
Soweit es möglich ist sollte zu starke
Faltenbildung beim Zusammenlegen vermieden werden. Das Tuch "merkt" sich die
Falten und altert so schneller! Wenn möglich sollte das Tuch gerollt
werden.
-
Immer dafür Sorge tragen, dass das
Tuch absolut trocken ist bevor es unter der Persenning oder in einem Segelsack
verschwindet. Auch auf Dacron bilden sich sehr schnell häßliche
Stockflecken!
-
Nach einem Schwerwettertörn auf See
sollte auch das Salz entfernt werden. Auf keinen Fall das Tuch mit seiner
"Salzkruste" zusammenlegen und für längere Zeit so lagern. Das Salz zieht die
Feuchtigkeit aus der Luft und gibt sie direkt an unser Segel
weiter.
-
Vermeidet unbedingt, dass die Segel
länger killen als es z.B. in einem Manöver unbedingt nötig ist. Wie der Name
"Killen" schon sagt bedeutet das Schlagen des Tuches seinen allzufrühen
Tod.
Doch auch so manche "konstruktive"
Gegebenheiten auf unseren Schiffen machen den Segeln das Leben schwer. Zum einen
ist es das stehende Gut an dem das Tuch schamfielen kann, zum anderen ist es die
mittlerweile weitverbreitete Untugend alles was aussieht wie ein Segel aufrollen
zu wollen!
Gegen das Schamfielen können wir uns
helfen. Nur kleine Anpassungen sind nötig um einem Segel von der Stange ein
langes Leben zu ermöglichen. Betrachten wir einmal ein Großsegel. Mit wenigen
sinnvollen Verstärkungen ist hier viel getan!

-
A: Verlauf der Want, auf der das Segel
aufliegt. Die Verstärkungen, die dazu dienen sollen, das Schamfielen zu
begrenzen, müssen lang genug sein, um auch ein gerefftes Segel zu schützen.
Selbstklebende Dacronstreifen sind bei nahezu jedem Segelmacher zu haben und
leicht aufzubringen.
-
B: Wenn ein Segel einreißt, ist fast
immer heftiges Killen daran Schuld. Ausgehend vom Achterliek, reißt die Naht.
Die höchstgelegenen Nähte sind die exponiertesten, denn das Oberteil des
Segels killt während einer Wende bei frischem Wind am stärksten, auch wenn das
Segel geborgen wird. Für die Art und Weise, wie die Verstärkungen angebracht
werden, siehe Detailzeichnung.
-
C: Die Schothörner unterliegen bei
gerefften Segeln enormen Beanspruchungen. Es ist daher Zweckmäßig auch
hier Verstärkungen anzubringen!

Detailzeichnung einer Doppelung B:
Verstärkung einer Bahn am
Achterliek:
Die Anordnung als Dreiecksform sorgt
dafür, dass die Randnähte nicht parallel mit Kette und Schuß verlaufen. Daher
auf Dauer besserer Stand. Diese Verstärkungen werden z. B. von der Firma
Raudaschl schon seit Jahren auf deren Segel angebracht.
Beim Vorsegel verhält es sich im Grunde
nicht anders.

Die in Schwarz gehaltenen Stellen geben
an, wo Verstärkungen erforderlich sind. Die Pfeile weisen auf die besonders
gefährdeten Stellen hin. Außer den aufgenähten Verstärkungen am Ende jeder Bahn
wie beim Großsegel ist es zweckmäßig, Verstärkungen bei jedem Stagreiter
vorzunehmen. Bei Flaute und gleichzeitiger Dünung beschädigen die Stagreiter
leicht das Tuch. Bei frischem Wind bewirkt der Zug auf die Stagreiter eines
schlecht durchgesetzten Segels große Beanspruchungen rund um die
Gatjen.
Bei der Verwendung von Rollsegeln treten
oft eine Vielzahl von Problemen auf. Auch wenn die Segler, die meiner Meinung
sind offensichtlich immer weniger werden, manche von euch mich nun als
antiquiert abstempeln, rate ich trotzdem jedem von der Verwendung dieser Dinger
ab. Es gibt wohl kein System auf dem Markt das ich noch nicht gesegelt habe.
Gleich vorab - Zufriedenstellend funktionierte KEINES, absolut
keines!!!
Die Dinger sind ganz OK wenn man z.B. das
Vorsegel bei Flaute oder bei wenig Wind weghaben will. Dann aber, wenn
man sie wirklich braucht, nämlich zum Reffen bei stärker werdendem Wind
versagen sie eigentlich alle. Da gibt es Systeme die das Tuch bei zunehmendem
Druck erst gar nicht mehr wegrollen (eigentlich noch die "ehrlicheren"), und
dann jene Systeme die zwar den Rollvorgang im Griff haben (...falls man(n) genug
"Muckies" hat) die Segel aber durch das Aufrollen in einer Form hinterlassen,
die mit der von einem Segel nichts mehr gemein hat.
Stellt euch doch einfach mal das Profil
eines Segels vor. Die maximale Profiltiefe, wie überhaupt die ganze Form des
Segels, werden doch vom Segelmacher anhand des Zuschnittes der einzelnen Bahnen
vorgegeben. Wenn ich nun einen Teil dieses Profiles einfach wegnehme (...was
anders machen die Dinger ja nicht) stimmt das Profil plötzlich überhaupt
nicht mehr mit dem vom Segelmacher geplantem überein. Das geht sogar soweit,
dass irgendwann nur noch ein "Brett" übrigbleibt. Und ein Brett liefert
bekanntermaßen nunmal keinen Vortrieb. Denkt nun mal an eine Legerwallsituation
aus der ihr euch gerne freisegeln möchtet!!!!!
Darüberhinaus wird das Tuch durch diese
"Behandlung" an vielen Stellen stark beansprucht die dafür aber gar nicht
ausgelegt sind. Das Tuch überdehnt und geht so viel schneller kaputt!
Zugegeben, die Segelmacher reagieren alle
auf den wachsenden Markt der Rollsegel, erfinden allerlei Kniffe um den ja
bekannten Problemen abzuhelfen. Aber glaubt mir - bis jetzt hat die absolute
Lösung noch keiner entdeckt!! - Auch wenn das der eine oder andere Betrieb von
"seinem" System behauptet !
Ein wahres Schreckenszenario hat mir ein
mir befreundeter Segler berichtet. Thema - eine weit verbreitete
Großsegelreffanlage von Selden, installiert auf einer gecharterten Bavaria. Bei
Bf. 7 aus Süd, See 4-5, mitten im ionischen Meer, blockierte plötzlich die im
Mastprofil laufende Welle, um die das ganze Segel sich aufwickeln soll. Spätere
Untersuchungen ergaben, dass diese vermutlich durch Materialermüdung, im unteren
Bereich leicht einknickte, sodaß eine Drehbewegung nicht mehr möglich war. Nun
stellt euch vor - ihr wollt weiter einreffen und das Ding bewegt sich
keinen Milimeter. Da dieses Segel schon gerefft war konnte es auch nicht mehr
geborgen werden! Was nun? Im geschilderten Fall übernahm Rassmus die
Entscheidung und verwandelte das Großsegel in unregelmäßige, laut knatternde
Streifen! Möge sich jeder seine eigenen Gedanken über solche Systeme machen.
Bedenkt aber immer - Auf See sind wir nur auf uns gestellt.
Allein unserem Geschick ist es überlassen uns mit der Natur zu
verständigen. Und die Natur nimmt keine Rücksicht auf solch
wahnwitzige Konstruktionen die im entscheidenden Moment ihren Dienst
versagen!
Der einzige wahre Weg aus diesem Dilemma
bedeutet für mich "Back to the Roots". Der klassische Segelwechsel ist und
bleibt die beste Methode. Richtig angewendet ist es auch nicht so viel mehr
Arbeit als z.B. die Maloche mit klemmenden Rolleinrichtungen. Und überhaupt
- Segeln ist doch Sport oder?
Ich persönlich empfehle auf toppgetakelten
Schiffen mindestens vier Vorsegel. Großsegel mit mind. 2 oder besser 3
Reffreihen. Mit dieser Kombination habe ich mit meinem Schiff (Delanta 80) schon
Schwerwettertörns überstanden die so manch viel größerem Boot Respekt eingeflöst
hätten. Und das Tollste - Auch nach so vielen Jahren funktioniert alles immer
noch wie am ersten Tag!!
Meine Segelgarderobe und deren
Einsatz auf Amwindkurs (...als Beispiel!)
-
Genua 1 (ca. 150 %) bis ca. 2
Bf
-
Genua 2 (ca. 120 %) von 3 - 4
Bf
-
Arbeitsfock (nicht überlappend) von 5
- 7 Bf
-
Bei Windstärken darüber helfen mir
Gott, der Konstrukteur meines Schiffes und meine Sturmfock (4,5
m³)
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